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Der erste Schnee

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Corazon777's avatar
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Literature Text

Der erste Schnee

"Es war sehr unheimlich im Park, als ich die Bilder gemacht habe. Als würde ich an den Schauplatz eines grauenhaften Verbrechens zurückkehren."

Ich kann nicht aufhören, an deine Worte zu denken. Sie sind wie ein Mantra, und sie halten sowohl die Geschichte als auch die Bilder fest. Ich sehe den Brunnen, und ich sehe ihn anders. Ich sehe weniger die Schönheit als die Tiefe, und wenn ich jetzt nach oben schaue, sehe ich undurchdringliche Wolken, die schwer von Schnee sind. Ich habe mich immer auf Schnee gefreut, aber diesmal freue ich mich nicht, denn ich sehe die unheimlich verstümmelte Hand, die du beschreibst:
"Was für ein seltsamer Vogel ich doch war! Rechts der verfärbte Stumpf mit den violett abstechenden Zahnmalen (mein kleines Andenken an Claude, der so schrecklich viel Wert auf sein verpfuschtes Leben legte) und links die gekrümmte, grausige Klaue...
Eine Schneeflocke ließ sich sanft, fast zärtlich auf meinem Daumen nieder, verharrte dort wie ein kleines, bepelztes Tier.
Der erste Schnee in diesem Jahr..."
*
Gibt es so etwas wie kollektive Albträume in unserem Unterbewusstsein? Dürfen Kindheitserinnerungen wie Erinnerungen an den ersten Schnee in Albträume münden?
Du hast mir gesagt, dass ich rücksichtslos sein muss beim Schreiben, wenn ich mehr erreichen will als lauwarme Texte, und das habe ich nach den Träumen dieser Nacht jetzt verstanden. Schreiben ist die Kunst, die Phantasie so mit der Wirklichkeit zu verbinden, dass die Grenze zwischen den Welten nicht nur verschwimmt, sondern unsichtbar wird.


© Corazon
Inspiriert durch Gott im Park von Beau Cyphre.
Eingangszitat aus einem Kommentar von Beau Cyphre zur Illustration Gott im Park 1.
* aus der Geschichte Gott im Park.


:iconeinfachnurich: : Danke für Dein tolles Feedback in DIE DRITTE MACHT. Du hast mich damit sehr ermutigt, den Text auch hier zu laden! :heart:
© 2009 - 2024 Corazon777
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BeauCyphre's avatar
Dass irgendjemand Gott im Park jemals so adelt, hätte ich nie gedacht. Dass du es bist, hätte ich niemals zu hoffen gewagt. Mir wird immer noch jedes Mal schlecht, wenn ich die Geschichte lese, aber gleichzeitig läuft mir auch immer dieser Schauer über den Rücken, der mich über mich selbst erhebt und mir eine Aussicht zeigt, die ich nur von dort oben haben kann - und es ist eine gewaltige Weite, die sich zu meinen Füßen erstreckt. Die Lichter der Stadt reichen bis an den Horizont, und ich kann nicht glauben, wie riesig sie ist! Kann eine Stadt so groß sein, dass sie den ganzen Planeten umspannt? Und ist das ein Traum oder ein Albtraum?
Schreiben ist Bilder sammeln, und du sammelst sehr viele Bilder in deinem Essay, du besuchst sehr viele Orte, und du machst sehr viele Fenster in diesem Kalender auf. Hinter jedem Fenster sind weitere Bilder, alle so bunt, alle so verschieden, alle so unglaublich lebendig! Aber jedes einzelne Bild beinhaltet deine DNA:

"Schreiben ist die Kunst, die Phantasie so mit der Wirklichkeit zu verbinden, dass die Grenze zwischen den Welten nicht nur verschwimmt, sondern unsichtbar wird."